
Kolumbien ist gut verrückt!
Reisezeit
Februar 2018
Route
Santa Marta → Baranquilla → Cartagena → Medellín → Armenia → Salento → Bogotá → Tatacoa Desert
Facetten der Wahrheit
Kolumbien hat mich am meisten überrascht. Was auch immer ich mir darunter vorgestellt hatte – es ist sehr viel mehr. Es gibt nunmal nicht die „eine“ Wahrheit, sondern viele Facetten davon.

Wundertüte Kolumbien
Wenn mir jemand erzählt, dass etwas verrückt war, dann frage ich immer: gut verrückt oder schlecht verrückt? Aus meiner Sicht gibt es nämlich definitiv ein gut verrückt. Und wenn du das nicht für möglich hälst, oder noch nicht erlebt hast, dann reise nach Kolumbien! Hier gibt es so viele Gegensätze und Kontradiktionen, man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Dieses Land hat mich unfassbar überrascht – im positivsten Sinne. Ich war mir lange unsicher, ob ich Kolumbien als alleinreisende Frau auf die Liste setzen sollte oder ob ich lieber einen Bogen darum machen sollte. Man hört ja doch so einiges bedenkliches. Die Entscheidung definitiv dorthin zu reisen habe ich auf einem Seminar getroffen. Dort hat mir nämlich ein Kollege – der Vulkanologe ist und schon einige beeindruckende Fleckchen Erde gesehen hat – von der Ciudad Perdida erzählt. Ähnlich wie der Machu Picchu ist die Ciudad Perdida“ – die verlorene Stadt – eine präkolumbianische Stätte, die tief im Dschungel liegt. Sie ist aber noch nicht ganz so touristisch und es gibt keine „Abkürzung“. Wenn du da hin willst, dann musst du es dir verdienen und die gesamte Strecke hinlaufen.
Ciudad Perdida
66 km in 4 Tagen. 1.200 Stufen hoch und wieder runter (und nein, es sind natürlich keine gleichmäßigen Stufen, sondern sie variieren signifikant in Höhe, Breite und Länge und sind eindeutig für kleinere Füße gemacht…). Frühstück um 5:30 Uhr, Start um 6 Uhr. 6 bis 8 Stunden Wandern pro Tag mit stetigem Auf und Ab und durch Flüsse hindurch. Tagsüber knallt die Sonne erbarmungslos herab und es ist heiß und schwül und der Schweiß läuft in Strömen. Nachts ist es eiskalt und alle Klamotten feucht. Ohne Mückenspray würde man es hier nicht aushalten, und die Mückenstiche die man hat, jucken wie Hölle. Es gibt giftige Schlangen und mehr Spinnen als ich in meinem ganzen Leben je gesehen habe. Die Ciudad Perdida und der umliegende Dschungel werden auch die „Grüne Hölle“ genannt. Und das alles um an einen Ort zu kommen, der längst von der Natur zurückerobert wurde und an dem nur die Geschichten, Mythen und Legenden überdauern.



Klingt verrückt? Vielleicht ein bisschen. Aber es ist definitiv ein gut verrückt. Es lohnt sich so unglaublich all diese Mühen auf sich zu nehmen! Der Dschungel, die Szenerie und die Landschaft sind überwältigend. Du blickst auf Berge in den verschiedensten Grüntönen, und die Wolken hängen zwischen den Gipfeln. Du bist umgeben von Blumen und Ranken, die sich zwischen den riesigen Bäumen verzweigen, der Fluss schneidet immer wieder durch die Landschaft. Die Luft ist erfüllt mit den Stimmen verschiedener Vögel, Affen und Frösche, die einen Laut von sich geben der klingt wie „Ruuuuth“ (der Legende nach, ist einem am Vorabend der Hochzeit die Braut davongelaufen und bis heute ruft er nach ihr – sie hieß Ruth). Diese Geschichte hat uns unser indigener Guide Santiago abends am Lagerfeuer erzählt.

Die Tayrona
Neben der Natur ist es glaube ich das, was diese Tour so außergewöhnlich gemacht hat – der Einblick in die Kultur der Tayrona, der Nachkommen der ursprünglichen indigenen Bevölkerung, die bis heute dort leben und zuständig für den Nationalpark sind, in dem die Ciudad Perdida liegt. Die Tayrona glauben, dass die Erde lebendig ist und einen Baum zu fällen gleicht einen Menschen zu töten. Plant man das zu tun (also, einen Baum fällen), dann muss man sich zuvor die Genehmigung des Schamanen einholen. Alles muss in Balance sein.
Die Tayrona haben keine geschriebene Sprache, sondern eine ganz besondere Art und Weise ihre Erinnerungen und Gedanken festzuhalten. Nämlich auf einem sogenannten ‚Poporo‘. Das ist ein Kürbis auf den sie mit mit einer Art Stock eine Paste aus Muschelsand auftragen. Dieser wird dann fest und je mehr Gedanken sie notieren, desto mehr wächst der Poporo. Je größer der Poporo, desto mehr hat der Mensch erlebt und umso reifer ist er. Heriaten kann man übrigens erst dann, wenn der Poporo eine bestimmte Größe erreicht hat! Die Tayrona messen das Alter nämlich nicht in Zahlen, sondern daran wie reif der Verstand ist.


Transformation am Beispiel Medellín
Der Glaube spielt in Kolumbien – ebenso wie in ganz Südamerika – eine wichtige Rolle. Und es ist wahnsinnig spannend zu sehen, wie die „alte“ Welt und die „neue“ Welt aufeinandertreffen und für mich war der größte Kontrast in Medellín ersichtlich. Diese Stadt hat unglaublich viel zu erzählen. Früher die Hochburg des Medellín Drogenkartells, dessen wohl berühmtester Vertreter Pablo Escobar ist, war es so gefährlich, dass kaum einer die Stadt betreten hat. Dass Touristen sich dorthin verirrt hätten, ist überhaupt nicht vorgekommen. Dann kam der Wandel, hin zu einer Industriestadt mit Wohlstand und Sicherheit und nun steht Medellín in jedem Reiseführer als ein „place to go“. Verrückt, oder? Ich finde das wirklich beeindruckend.
Es gibt hier nicht die eine Wahrheit – nur sehr viele Facetten davon. Und viele Geschichten. Und Versionen. Es gibt eine religiöse Stätte, das Santuario de la Rosa Mística de El Poblado. Die Virgen Rosa Mística (die Jungfrau) erfüllt Wünsche – du kannst also hingehen um zu beten und dir etwas zu wünschen und wenn dein Wunsch in Erfüllung gegangen ist, bringst du eine Steinplatte dorthin um dich zu bedanken. Und auch hier gibt es wieder eine spannende Geschichte. So sollen Pablo Escobars Männer eine Frau, die gerade dafür betete am Abend genügend Essen für die Familie zu haben, aufgefordert haben aufzuhören – die Jungfrau bräuchte gerade ihre gesamten Ressourcen und Kapazitäten um ihren eigenen Wunsch zu erfüllen, nämlich dass die Cessna mit der Drogenlieferung sicher ankommt… Ob diese Geschichte wahr ist? Wer weiß das schon so genau.


Wusstest du...
Dass Kolumbien einer der größten Kaffee Exporteure der Welt ist?
Interessanterweise ist das quasi auch eine Drogengeschichte. Was ich nicht wusste ist, dass Kaffee zwischenzeitlich verboten wurde, da er als Droge deklariert wurde. Und wir Deutschen waren mitunter dafür verantworlich, dass es dieses Lebenselixier wieder gibt; wir waren nämlich nach England das zweite Land, dass Kaffee importierte!
Dass in Shakiras Geburtsstadt Barranquilla ganz groß Karneval gefeiert wird?
Keine Sorge, wenn du spontan hingehst, kannst du immer noch auf dem Schwarzmarkt Tickets kaufen… Oder aber es so machen wie die Einheimischen: um den Umzug zu sehen, der durch die Tribünen verdeckt wird (und den die Polizei mit Kunststücken auf ihren Motorrädern einleitete, gefolgt von der Stadtreinigung, die mit Besen tanzte), saßen sie in Bäumen, auf den Mauern (mit Stacheldraht!!) oder haben einfach ein paar Meter vom Umzug entfernt zusammengesessen, die Show im Fernsehen geschaut und eine Privatparty gemacht!
Dass hier Heiße Schokolade mit Käse in der Tasse getrunken wird?
Ich konnte es nicht glauben – aber tatsächlich: hier wird der Käse in die Heiße Schokolade geworfen. Käse-Fondue á la columbiana!
Dass bis heute niemand weiß warum in San Agustín Steinstatuen als Grabsteine stehen?
Die Kultur ist jahrtausende alt, aber auf den Grund gekommen, warum so kunstvoll gefertigte Steinstatuen als Grabsteine aufgestellt wurden, ist bis heute niemand. Auch hier gibt es nur verschiedene Theorien.
Dass im Valle de Cocora Wachspalmen stehen?
Dieses Tal hat mich wahnsinnig beeindruckt – das Valle de Cocora, im Herzen des Kaffeegebietes Kolumbiens. Dort gibt es riesige Wachspalmen. In das Wandergebiet kommt man, wenn man sich entweder in einen „Willy“ (einen Jeep) setzt oder sich hinten dranhängt.
Fazit: Hier gibt es wirklich alles
Also ja – Kolumbien bietet dir wirklich alles: wahnsinnig schöne Landschaften, vom lebendigen und satten Dschungel, über weiße Sandstrände mit türkisem Meer, bergige Kaffeeplantagen mit 20 Meter hohen Wachspalmen bis hin zur Wüste mit Formationen die Geistern ähneln und natürlichen Pools. Riesige, überfüllte und mit reichlich Kultur und Geschichte gespikte Städte. Sämtliche Klimazonen von heiß bis kalt und das gesamte Spektrum an Höhenmetern. Es wird dir den Atem verschlagen – sei es durch die Höhe, die Hitze oder diese spektakulären Momente und Begegnungen mit den Kolumbianern, die ihre Gäste so herzlich willkommen heißen!
Dieser Blogartikel ist ein Auszug aus meinem (noch unveröffentlichten) Buch: Die 6 Herzen der Wanderlust: ¡Hola, Latinoamérica!

Highlight
Ciudad Perdida
- Natur pur beim Durchwandern des Dschungels – überwältigend
- Am Lagerfeuer Santiagos Geschichten lauschen (untermalt vom Quaken der Frösche – Ruuuuuuuuth!)
Länder
Europa
Frankreich (Bretagne)
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Asien
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Ozeanien
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